Gibt es zu viele Rechte in der Gaming-Szene oder ist sie sogar von der Rechten Szene unterwandert? Dieser Frage haben sich die Redakteur*innen von Frontal_ gestellt und das Thema deshalb genauer unter die Lupe genommen. Wir geben euch einen Überblick über den im Netz viel diskutierten Beitrag.
In der Dokumentation wird gleich zu Beginn vom Gaming-Experten Christian Huberts Folgendes klargestellt: „Die Gaming-Kultur hat kein Nazi-Problem. Aber einzelne Subkulturen der Gaming-Kultut haben sicherlich ein Problem damit, dass dort einerseits Codes aus dem Rechtsradikalismus Verwendung finden, oder eben auch Spiele produziert werden, die eine ganz klare rechtsextreme Agenda verfolgen.“
Rechtsextreme Subkulturen
Die Gaming-Szene als Spiegel der Gesellschaft, hat ebenso wie andere Systeme durchaus problematische Tendenzen in einzelnen Bereichen. Auch wenn es sich dabei um eine Minderheit handelt, sollte man diese nicht unterschätzen. Es gibt viele verstörende Chaträume und Foren bei Steam und anderen Plattformen, die in Sprache und Bild eindeutig rechtsextrem und verfassungswidrig sind. Die Journalist*innen zeigen in ihrer Doku erschreckende Bilder von verschiedene User*innen, die Attentäter wie Anders Breivik lobpreisen.
Das Internet als Brandbeschleuniger stellt jedoch grundsätzlich eine Gefahr der Radikalisierung dar. Es scheint sich deshalb bei den problematischen Echokammern nicht ausschließlich um ein Problem der Gaming-Szene zu handeln, sondern des Internets generell. Zum systematischen Hass rechter Gruppen im Netz, empfiehlt sich dabei auch die Dokumentation von Rayk Anders:
Auch behandelt der Beitrag von Frontal_ ein Spiel, das gleich in zweierlei Hinsicht negativ auffällt. Zum einen werden im Spiel werden die „Bösen“ durch das ZDF oder Jan Böhmermann porträtiert. Zum anderen kann man als „Helden“ im Spiel rechtsextreme Symbolfiguren wie Martin Sellner, das Aushängeschild der rechtsextremen Identitäten Bewegung oder Björn Höcke auswählen. Letzterer ist einer der radikalsten und umstrittensten AfD-Politiker und darf laut Urteil des Verwaltungsgerichts Meiningen als Faschist bezeichnet werden. Die Produzent*innen des Spiels geben in einem Video offen zu, dass sie das Internet und Games dazu instrumentalisieren, um Inhalte zu vermitteln, Statements zu setzen und politisch zu agitieren.
Kritik an der Doku
Im Netz wurde die Dokumentationen auf verschiedenen Plattformen vehement in die Kritik genommen. Grundsätzlich gab es zwei große Kritikpunkte:
Man gebe Rechtsextremen eine Plattform.
Dem lässt sich nicht viel entgegenhalten. Grundsätzlich ist es das wiederkehrende Dilemma darüber, wie man seine Plattform verantwortungsbewusst einsetzen will. Wenn ich über Rechte in der Gaming-Szene berichte, verursache ich dann mehr Schaden, indem ich Menschen extremer Gesinnung eine Plattform biete oder habe ich dadurch einen positiven Einfluss, weil ich Aufklärungsarbeit leiste?
Man unterstelle der ganzen Gaming-Szene pauschal eine rechte Gesinnung zu haben oder zumindest zu großen Teilen von Rechten unterwandert zu sein
Hier lässt sich auf den bereits im Eingang unseres Artikels zitierten Ausschnitt des Gaming-Experten Christian Huberts verweisen. In der Dokumentation wird mehrmals klargestellt: Es geht nicht um eine ganze Szene, sondern um problematische Subkulturen.
Es würde ein Zusammenhang zwischen Ego-Shootern und Amokläufen unterstellt.
Tatsächlich heißt es auch hierzu in der Dokumentation: „Keine wissenschaftliche Studie konnte belegen, dass solche Spiele allein zu Gewalt im echten Leben führen.“
Dass Videospiele Aggressivität stiften können, ist zwar belegt, aber das macht aus Menschen noch keine Amokläufer. Die Lebensrealität ist nun mal viel komplexer, als dass man sich auf diese eine Variable beschränken könnte. Genau so könnte man auch gewaltvolle Filme und tatsächlich berichtete Gewalt in den Medien in den unterstellten Zusammenhang miteinbeziehen. Diesen angeblichen Zusammenhang hat die Wissenschaftlerin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim in ihrem Video auf dem Kanal Mailab wissenschaftlich untersucht und entkräftet, falls euch das Thema interessiert:
Wie fandet ihr die Doku, hätte man Protagonisten der in Teilen rechtsextremen Pegida-Bewegung eine Plattform bieten sollen oder nicht? Diskutiert gerne mit uns in den Kommentaren darüber und schaut gerne auch auf unseren Social Media Kanälen vorbei. Hier findet ihr uns auf Twitter und Instagram.